Langes, gelocktes, braunes Haar. Es glänzte wie Seide, immer wenn sie verschüchtert blinzelte fiel ihr eine hauchfeine Strähne ins Gesicht. Dieses Lächeln konnte nicht von dieser Welt sein, es war so geheimnisvoll das mir jedesmal die Gänsehaut lief wenn ich auch nur daran dachte. Es tauchte unter dem rechten Auge immer so eine winzige Falte auf, es war unheimlich...bewegend. Sie war so zart, so zierlich. Die Haut glich diesem, schon fast durchsichtigen Papier, ich meine das Papier, das so dünn ist das es sich schon fast an die Fingerspitzen schmiegt wenn du es berührst. Ihre Bewegungen waren wie die einer Katze, vorsichtig, gezielt und geradezu graziös, leise, auf den Punkt genau. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, würde ich sagen jede Mimik eiskalte Berechnung. Aber dann schauten dich diese Augen an, diese unendliche Weite, wie eine zweite Welt. Die eiskalte Berechnung war sofort wie vom Erdboden verschluckt und alles was blieb war Sprachlosigkeit. Um den Hals trug sie ein dünnes goldenes Kettchen mit einem kleinen Anhänger, immer wenn sie sich drehte spiegelte er im Licht. Er war so klein das ich nicht erkennen konnte was es war. Gesagt hat sie nichts, ich glaube sie redet nicht viel, trotzdem konnte ich mir genau vorstellen wie ihre Stimme sein musste, ihr Akzent war bestimmt ohne Frage sehr charmant. Mag sie für einige auch unauffällig gewesen sein, das konnten nur Menschen sein die das sehen verlernt haben, also das hin sehen. Sie betrat einen Raum und jeden Uhr begann ein klein wenig schneller zu schlagen, der Sturm der draußen tobte wurde irgendwie ruhiger. Es war wie wenn sie die Welt anhalten konnte mit nur einem einzigen Blick aber die Zeit völlig in der Hand hatte. Ach was würde ich manchmal für die Zeit geben, nur etwas mehr Mitspracherecht zu haben wenn es um die Zeit geht. Und dieses Mädchen konnte mit ihrer bloßen Anwesenheit an jedem Zeiger drehen, es war wie eine unsichtbare Macht, wie wenn plötzlich eine ganze Heerschar den Raum betrat. Mir ging nicht aus dem Kopf das das kein gewöhnliches Mädchen sein konnte. Es war wie als wäre da noch eine Seite, eine die nicht auf den ersten Blick zu sehen war. Ich wusste nur noch nicht genau wie ich es betiteln konnte und ich wusste auch nicht wie lange ich noch Zeit haben würde um es mir zu überlegen. Ich stützte mich nur einen Bruchteil eines Augenblicks auf meine Hände auf um durch zu atmen, lenkte dann meinen Blick sofort wieder nach oben und sie war weg. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Ich konnte mir nicht erklären wie sie so schnell verschwinden konnte. Mir wurde kurz kalt, ein Schauer fuhr mir durch die Glieder. Wie aus Reflex stand ich auf, ging wortlos zur Tür und zog mir meine Jacke über. Draußen war es inzwischen kalt geworden, ich krempelte den Kragen hoch, er reichte bis unter die Nasenspitze, drehte meinen Kopf kurz nach rechts und links. Wie zu erwarten war sah ich nichts, also lief ich unter den orangefarbenen Laternen nach Hause. Keine Menschenseele auf der Straße zu sehen, nur ein paar schneeweiße Flocken fielen vom Himmel, sahen aus wie kleine Kristalle die im Licht um die Wette schimmerten. Sonst war nie so wenig los auf der Straße, wenigstens ein Auto rollte ab und zu vorbei, aber heute nicht. Heute war anders.
Zuhause angekommen, steckte ich den Schlüssel ins Schlüsselloch, hielt einen Moment inne, klopfte mir die Schuhe ab und ging durch die alte, braune Holztür.
Eigentlich war ich mir sicher das sie unter ihrem Shirt Flügel trug, mit schneeweißen Federn, so still und geheimnisvoll wie die Flocken die vom Himmel fielen. Ich öffnete die Wohnungstür und irgendwie konnte ich sie noch riechen...sie musste auch hier gewesen sein...
ist das Auszug einer Geschichte oder offenes Ende?
AntwortenLöschenfalls ersteres: Mehr davon!
Liebe Grüße
nernara