Sonntag, 31. März 2013

..niemand da, außer meine Socken

Draußen ist es kalt, eine Wolke mit einem Schneechaos im Gepäck zieht über das Haus.
Ein unscheinbares Haus, mitten zwischen vielen anderen, viel grau-bunteren, Häusern. Leise Noten springen im Hintergrund auf und ab. Purzel sitzt vor dem alten Holzrahmen des Fensters direkt zur Straße zu. Er drückt seine Nase an die Scheibe und haucht sich einen winzigen Fleck Feuchtigkeit dagegen, funktioniert ziemlich gut weil das Fenster so alt ist. Mit seiner Fingerspitze schreibt er mitten in den hellgrau verlaufenen Fleck nur das Wort Erinnerung. Er sitzt vor dem Fensterglas und fragt sich wo in manchen Momenten seine Erinnerung war, er hat es nicht im Gedächtnis, der kleine Mann mit den grün-rosa gestreiften Socken, den wuscheligen Haaren sucht nach den vergangenen Momenten. Er kann sich an so vieles nicht erinnern obwohl er sich sicher ist das es irgendwann passiert sein muss. In seinen Gedanken hängen immer wieder die gleichen Schlüsselerlebnisse fest, sie kleben wie Honigfäden an ihm. Eigentlich sucht er andere, wichtigere, welche die man fühlen konnte. Es ist wie ein Spiel, wer schneller ist gewinnt alles, wer zu langsam ist bleibt auf der Strecke und geht leer aus. Manche Ereignisse sind da aber die Gefühle fehlen. Das Besondere, das Kribbeln, das was eigentlich bleiben sollte. Ob es anderen Menschen auch so geht das sie eigentlich das Wichtigste vergessen? Manche können sich nicht retten vor Momenten, vor Glück. Aber der Kleine kann sich nicht einmal an die wenigen Geschichten erinnern, zumindest nicht an die Stückchen wo man Herzklopfen bekommt, nicht an die in denen man Gänsehaut bekommt am ganzen Körper, nicht an die Kälte die manche Momente einen mit auf den Weg geben sollten. Nicht an die wohlige Wärme die manche mit sich brachten. Und auch nicht an die, die eine trotzige Lehre demonstrieren sollten um den jemand der sie durchlebt davor zu verschonen so etwas noch einmal zu erleben. Nichts wäre wertvoller, keine glänzenden, schillernden Edelsteine, keine Goldmünzen der Welt, kein Sonnenaufgang am Morgen, als sich an diese Erlebnisse zu erinnern. In seinem Kopf sind es schwammige Träume. Wenn der Sinn zur Wirklichkeit nicht wäre, würde sich Purzel sogar einreden lassen, es sei nie passiert. Hat er, oder hat er nicht? Wenn er ehrlich ist weiß er es nicht mehr. Er weiß nicht ob er dieses Vertrauen wirklich einmal hatte oder ob es eigentlich nie wirklich da war. Ach, da ist ja Krümmel! Das Bild vor Purzels Augen wird wieder klar. Verstohlen guckt er auf dem Gehweg hinunter, winkt kurz, setzt sein aller welt`s Lächeln auf. Von da unten kann Krümmel nicht sehen das ihm eine Träne in den Augen steht. Die Uhr schlägt Sieben, er dreht sich weg und sieht seine grün-rosa gestreiften Socken skeptisch an. Muss ich wechseln, denkt er sich und steht auf.

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